Die Entwicklung des Camping Sunny Side
Der Camping Sunny Side ist ein Projekt des Kollektivs Hotel Regina, das am Theater Basel in der Sparte Theater Public umgesetzt wird.
Auf dem Camping Sunny Side können Besucher:innen übernachten – genau wie auf einem normalen Camping. Der Campingplatz bietet dazu nicht nur die Infrastrukturen, sondern schafft auch den Rahmen, der das Übernachten zu einem erholsamen Erlebnis macht. Natürlich ist der Camping Sunny Side nicht bloss Campingplatz, sondern auch eine performative und künstlerische Intervention im öffentlichen Raum, die eine Irritation im Alltag der Stadt schafft.
Der Campingplatz bietet viele Assoziationen: Entfliehen des Alltags, das einfache Leben, in der „Natur“ sein, Nähe zu Mitmenschen, unkonventionelles Wohnen, nomadische Urfantasien – alles was zeitgenössische, entfremdete Städter:innen hier scheinbar nicht leben. Der Camping Sunny Side bietet natürlich nicht exakt das, was ein Campingplatz sonst bietet, sondern imitiert. Somit entsteht ein Bruch (oder Potential), der das Reflektiern über Bedürfnisse des Zusammenleben im urbanen Raum ermöglicht.
Der Campingplatz hat auch eine bemerkenswerte Geschichte. Mitte des vergangenen Jahrhunderts stand er für wesentliche sozialpolitische Fortschritte, die Menschen hatten plötzlich Urlaub. Auf einem Campingplatz waren die Ferien für Junge, Familien, und andere Gruppen mit wenigen Mitteln erschwinglich. Er war ein Symbol des Wohlfahrtsstaates – eine Utopie!
Heute hat der Campingplatz viel von seinem ursprünglichen Glanz verloren. Dabei hat er (plakativ gesagt) zwei Erscheinungsformen angenommen: Verstaubte Altersresidenz samt Gartenzwergkolonie oder Glamping für Wohn-LKWs, turmhohe, dreispurige Rutschbahnen, Infinity-Pools, und unmotiviertem Unterhaltungsprogramm.
Die ambivalente Aufladung des Campierens nutzt das Kollektiv Hotel Regina für eine Installation, die vertraut und gleichzeitig absurd erscheint. Auf dem Camping Sunny Side verläuft irgendwo die Grenze, wo der Alltag aufhört und die Kunst beginnt. Die Besucher:innen sind eingeladen, die Grenze zu suchen, zu finden und vor allem selber zu entscheiden, wo sie zu ziehen ist, wenn sie überhaupt existiert.